Sonntag, 28. August 2011

piccolo teatro haventheater geht in die nächste Spielzeit


Bremerhaven Mit „Haie küsst man nicht“ geht das kleine Zimmertheater in der Bürger 200 in die zweite Spielzeit. Das piccolo teatro ist in der Stadt gut angekommen.
Seit Mai diesen Jahres hat das kleine 40-Plätze-Theater die Türen geöffnet und seitdem schon über 1200 Besucher einen schönen Theater Abend geboten. Offensichtlich reicht das Theaterinteresse in der Stadt weit über das Angebot des Stadttheaters hinaus. Man muss auch mit Achtung den Hut vor Roberto Widmers Mut ziehen. Im Gegensatz zum etablierten Riesen bekommt das piccolo teatro keine Förderung. Allein die Ticketerlöse müssen reichen um den Betrieb zu gewährleisten. Obwohl nun schon einige Monate Spielbetrieb war, ist das Theater noch nicht überall bekannt, denn auch die Mundpropaganda braucht ihre Zeit. Diejenigen die es bis jetzt noch nicht geschafft haben eine Vorstellung zu besuchen, und die intime Atmosphäre erlebten, wird nun mit einer neuen Spielzeit die Gelegenheit gegeben.
Dayen Tuskan als Eva Liebling
Am Samstag den 3. September ist Premiere der temperamentvollen Ein-Frau-Komödie „Haie küsst man nicht“ von Stefanie Stroebele. Die Kindergärtnerin Eva Liebling, gespielt von Dayen Tuskan, die vielen von der Niederdeutschen Bühne Waterkant und dem Stadttheater bekannt ist, hofft auf einen Heiratsantrag. An ihrem Geburtstag erwischt sie allerdings ihren Freund beim innigen Kuss mit ihrer besten Freundin. Verzweifelt flüchtet sie in ihren Kindergarten um ihrem Leben ein Ende zu bereiten. In dem mit Pointen gespickten Monolog erfahren die Zuschauer, dass man sich mit WC-Reiniger nicht umbringen kann und warum es besser ist manche Haie doch zu küssen.
Die nächste Vorstellung ist am 4. Sept., Karten gibt es an der Abendkasse oder auf Vorbestellung unter 0471-4838 777. Die Theaterkasse hat jeweils Donnerstag zwischen 14 und 17 Uhr geöffnet. www.haventheater.de  In dieser Spielzeit findet sich das Logo von „Bremerhaven Bus“ auf den Karten, und berechtigt zur kostenlosen Nutzung der Busse via Kombiticket. Einige Gastronomiebetriebe in der Alten Bürger bieten den Theatergästen Ermässigungen oder freie Getränke. Das sind gute Vorzeichen für eine Bereicherung der aufkommenden Theaterszene in Bremerhaven. Vom piccolo teatro können wir noch einiges erwarten.

Sonntag, 14. August 2011

Die Waffen nieder, sofort!


Meinetwegen könnten alle Waffen aus der Welt verschwinden. Einschmelzen und weg damit. Ich stelle mir das in etwa so vor:
Alle Waffen auf der Welt werden getrennt in Metall und explosive Stoffe. Dann werden die Metalle eingeschmolzen die man als Rohstoff für Gebrauchsgegenstände verwendet. Die Gegenstände werden kostenlos verteilt. Mit den explosiven Stoffen werden die Schmelzöfen angeheizt. Das nennen wir dann „humane Aufrüstung“. Mit dem Rüstungsetat der Welt wird dann eine bessere Bildung aufgestellt. Eine Bildung in denen wir Menschen lernen Konflikte friedlich beizulegen. Ausserdem werden zig Tausende von Streitschlichtern/Moderatoren ausgebildet die überall zur Verfügung stehen. Hochgestellte Persönlichkeiten in Politik und Wirtschaft gehen dann mit gutem Beispiel voran in dem sie aufrichtige Kompromissbereitschaft vorleben, und zeigen dass sie ernsthaft an Lösungen interessiert sind. Dann ist immer noch jede Menge Geld vorhanden. Das wird dafür genutzt weltweit Agrarprogramme aufzustellen mit denen eine gesunde Ernährung sicher gestellt wird. Das alles wird wahrscheinlich kaum ein Zehntel der aktuellen weltweiten Rüstungsausgaben ausmachen. Der Rest geht dann als einmalige Abfindung an die Banken die Gläubiger von Staatsschulden sind. Dafür verzichten sie in Zukunft auf Zinsen und Zinseszinsen wenn sie überhaupt noch Kredite vergeben.
Konflikte die sich selbst bei Schlichtern nicht lösen lassen werden im Faustkampf entschieden. Das gilt sowohl für Konflikte zwischen einzelnen Streithähnen wie auch bei Konflikten ganzer Nationen und Religionen. Die Nationen müssen je eine Person auswählen und ins Rennen schicken. Der Sieger wird dann von der Gemeinschaft der Menschen verstoßen. Erst nach einer Dauer von zig Jahren und mit einer förmlichen glaubhaften Entschuldigung wird er wieder in der Gemeinschaft aufgenommen. Frieden ist das oberste Ziel und gemeinschaftliches Miteinander. Wer streiten will darf eben keinen Platz in der Gemeinschaft haben.
Derartige Gedanken und Wünsche werden in mir wach wenn ich an den Doppelmörder denke der jüngst in Berlin auf offener Straße rumballerte, oder der Amoklauf der kürzlich aus Amerika gemeldet wurde, und natürlich wenn ich daran denke wenn nun in Ägypten das Militär die Herrschaft an sich reissen wird oder die Gewalt in Syrien, Lybien, die zig Terrorakte jedweder Gruppierungen, die bundesdeutschen Kollateralschäden in Afghanistan, die Unruhen in London, vor wenigen Jahren in Paris und und und… 
Wir verbrauchen mehr Geld um uns umzubringen als uns zu bilden und kulturell zu entwickeln. Wir gehören alle ins Irrenhaus, von Innen abschließen und den Schlüssel rauswerfen. Man kann nur hoffen das wir bald verrecken und Ratten und kleine Käfer die Erde wieder für sich haben. Wir haben sie wirklich nicht verdient.

Freitag, 5. August 2011

Max Peter Pohl - "Erotische Malerei" im KunstRaum Geestemünde

Hier ist meine Eröffnungsrede zur o.g. Austellung.  Die Abbildungen sind Ausschnitte von Bildern der Austellung hier gepostet mit freundlicher Genehmigung von Max Peter Pohl.

Sehr verehrte Damen und Herren, ich darf sie herzlich zu dieser Ausstellung begrüßen.
Im Rahmen dieser Ausstellung werden wir am Donnerstag den 18. August, also in zwei Wochen, um 19:00 hier im KunstRaum eine Lesung der Vagina-Monologe von Eve Ensler halten.  Ich lese dann zusammen mit der Schauspielerin Marcella Ruscigno.  Es wäre schön wenn sie diese Gelegenheit nutzen würden, um einen zweiten Besuch der Malerei von Max Peter Pohl zu widmen.  Informationen zur Lesung finden sie auf den Karten die hier ausgelegt sind.
Gedanken über Rezeption
Max Peter Pohl ist Bremerhavener, ein Künstler dieser Stadt.  Er hat schon mehrfach in Bremerhaven, Hamburg, Magdeburg und Leipzig ausgestellt.  Darüber hinaus erlangte er durch mehrere Veröffentlichungen internationale Aufmerksamkeit.  Er hat 6 Jahre als Schauwerbegestalter gearbeitet und etwa ein Jahrzehnt als Kulissenschieber im Stadttheater. 1970 begann er zu malen. Sein erster Lehrer, sein Vater Fritz Pohl, war Landschaftsmaler.  Im Stadttheater Bremerhaven lernte Max Pohl viel vom damaligen Leiter des Malersaals, Alexander Freudenthal, der einigen von ihnen sicherlich noch ein Begriff ist.  Seit 1990 beschäftigt er sich mit der Richtung die als „Dark Art“ bezeichnet wird, die Bilder und Objekte die sie hier sehen.
Ich bin nicht ausreichend kompetent etwas über Malstil, Farben, Kompositionen und Materialien zu referieren. Meine Ausbildung ist die zum Regisseur gewesen, Handlung und Kommunikation sind meine künstlerischen Themen.
Daher möchte ich sie einladen mit mir kurz darüber zu reflektieren, wie wir vor einem Kunstwerk stehen, und was zwischen Kunstwerk und uns, dem Betrachter, passieren kann.  Etwas das unabhängig ist vom künstlerischen Genre.

Zunächst einmal sollten wir wissen, dass ein Künstler nur solange Einfluss auf sein Werk hat, bis er es für fertig erklärt.  Bis dahin kann er noch mit dem Pinsel etwas hinzufügen und verfeinern, kann eine Aussage hervorheben oder verschleiern, subtiler anlegen oder umdeuten und vieles mehr.  Aber wenn es fertig ist und hier an der Wand hängt, kann der Rezipient damit tun was immer er will.  Das Werk ist dann der Betrachtung ausgesetzt.
Wenn Menschen kreativ werden sollte man ihnen freien Lauf lassen  –  sofern sie handwerklich und künstlerisch etwas anzubieten haben wie es bei Max Peter Pohl zu sehen ist  –  damit am Ende etwas heraus kommt womit wir nicht gerechnet haben, damit wir überrascht sein dürfen wie unsere Weltsicht bereichert wird.  Wie wir es verstehen mit einer neuen fremden Weltsicht umzugehen, liegt in unserer kulturellen Entwicklung als einzelne Person und als Gesellschaft gleichermaßen.  Sind wir tolerant?  So wie eine lebendige offene Kultur die stark genug ist zu integrieren?  Oder sind wir eine destruktive, kontrollierende, tote Kultur die begrenzt, ausschließt und abstößt?
In der Wirtschaft werden Produkte so gestaltet und angeboten das die Wünsche der Kunden/Rezipienten bedient werden.  In der Kunst ist das anders.  Der Künstler formt etwas das er geschaut hat in Bilder, Darstellung, Skulptur oder Worte.  Kunstwerke haben keine rationalen Ursprünge.  Es sind Aussagen die jemand gehoben hat, aus dem seelischem Meer der Unendlichkeit, um die rationale Alltagswelt besser verstehen zu lernen.  Als Rezipienten sind wir eingeladen durch das fertige Werk/Bild oder Objekt von unserem Alltag Abstand zu bekommen und für einen Moment der kontemplativen Betrachtung etwas neues, anderes, unbekanntes, überraschendes in unser Leben zu lassen.  Kunst zu betrachten ist eine starke, risikoreiche Herausforderung.  Wer nur ein schnelles Urteil bevorzugt und nach Facebook-Manier „Gefällt mir“ oder „Gefällt mir nicht mehr“ anklickt, der hat das Kunstwerk überhaupt nie gesehen.  Der hat bestenfalls einen äußeren Reiz wahrgenommen um sein eigenes Kopfkino in Gang zu setzen.
Premieren, oder wie hier eine Vernissage, sind gleichzusetzen mit dem ersten Kuss.  Es ist die Einladung zu einer unwiederbringlichen Begegnung.  Das Werk und der Betrachter bestehen unabhängig von einander und haben beide ihre Berechtigung im „So-Sein“.  Es wäre eine vertane Gelegenheit  –  und eine dekadente Ausschweifung zugleich  –  in der Betrachtung zu einem Urteil oder zu einer Geschmacksaussage zu gelangen.

Was macht das Bild oder Objekt mit mir?  Macht es mich wütend, fröhlich, skeptisch?  Möchte ich spontan faule Tomaten darauf werfen, oder kommen meine Körpersäfte in Wallungen?  Diese Bilder sind keine leicht verdauliche Kost.  Man muss nicht mit allem einverstanden sein was man darauf abgebildet sieht.  „Ich bin es nicht.“  Was wir sehen ist allerdings ein Teil unseres Menschseins.  Wir sind nicht nur pastell-Herzchen-malende-Aquarell-Harmonien.  Wir sind auch böse, leidenschaftlich, verzweifelt, grausam, verstört, todtraurig, voller Begehren, masochistisch, gewalttätig, zupackend, wild, aufbrausend, zornig, gemein, niederträchtig und und und………  Diese Seiten von uns zu leugnen ist sinnlos!  Diese Seiten zu kultivieren  –  mit der Kraft der zivilisierten Reflektion  –  kann eine Hilfe sein, um alle unsere Erscheinungsformen zu verstehen und zu formen, damit  –  mittlerweile im 3. Jahrtausend der Evolution unserer Zeitrechnung  –  ein Miteinander in der Gemeinschaft aller Menschen möglich ist.
Ich hoffe diese kleine Einstimmung hilft ihnen sich von den Werken Max Peter Pohls konfrontieren zu lassen.  Sie sind niemanden Rechenschaft schuldig, wenn sie Abgründe in sich entdecken.  Nutzen sie die Gelegenheit um in den Bildern und Objekten einen Spiegel zu sehen und einen neuen überraschenden Kontakt mit sich selbst zu finden.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.

Dienstag, 2. August 2011

Erntestimmung auf dem Marktplatz



In bester Erntelaune Hai-Dang Duong, Jonas
Hagemann, Sebastian Arndt und Jill Falter
Bremerhaven Manchmal sind es die kleinen Aktionen im direkten Kontakt mit den Bürgern die eine gehobene Lebensqualität schaffen. „Onethreethree“ (133) holt sechs Kisten Gemüse bei der ersten Ernte auf dem Theodor-Heuss-Platz aus der Erde.
Zu viert haben sich „Onethreethree“ am Denkmal des Stadtgründers Dr. Johann Smidt zur Ernte getroffen. Grün quillt es durch den Stahlgitterzaun. Leute bleiben stehen und schauen interessiert was passiert. Die Aktionsgärtner ziehen Rettiche, Mangold, Zwiebeln und Rote Beete aus dem Boden. Es wird höchste Zeit, denn dicht an dicht stehen noch andere Pflanzen die dringend Platz und Licht benötigen. Es kommen Kohlrabi und Zucchini um Vorschein. Und nachdem das Unkraut weg ist erkennt man auch noch Porree und kleine Möhren.
Den Möhren ist es nicht so gut ergangen. Offensichtlich hat schon so manche unkundige, rüpelhafte Hand über das Stahlgitter gegriffen und verwüstet. Leider ist das in der Innenstadt kein Einzelfall. Bereits die Begrünungsaktion in der Fussgängerzone vom Frühjahr wurde vom Vandalismus heimgesucht. Ingo Krüger, Leiter der Schutzpolizei Abt. Süd, berichtet dazu: „Die Leute kommen aus der „Nachtschicht“, und auf dem Heimweg reißen sie ein paar Stiefmütterchen aus um zu zeigen was für Kerle sie sind. Wenn die Gäste alkoholisiert sind, mangelt es ihnen an Respekt vor individuellen Werten und dem Besitz anderer. Für die Betroffenen ist das ärgerlich.“
Weiße oder rote Zwiebeln
Nach einer knappen Stunde ist das Beet abgeerntet und gejätet. Das Unkraut ist in Tüten verstaut und die Feldfrüchte häufen sich am Boden. Ca. 40 Passanten blieben kurz stehen. Eine ältere Dame bittet um einen Zweig Basilikum, andere fachsimpeln über weiße und rote Zwiebeln und wieder andere tauschen Kochrezepte aus. „Der Rhabarber ist aber dünn“, wundert sich eine Frau. Ihre Bekannte klärt sie auf, dass es sich um Mangold handele. Und schon geht das Gespräch weiter über Italien, blanchieren und Spinat. Die Aktion regt zu Gesprächen an mit Leuten die man noch nie zuvor gesehen hatte. Offensichtlich besteht ein Bedarf zu ungezwungener öffentlicher Kommunikation.
Dann taucht die Frage auf wohin das Gemüse nun kommen solle. Sebastian Arndt (133) erklärt sie hätten an die Mensa gedacht, aber es sind Ferien und da gäbe es keine Verwendung. Doch dann haben sie bei der Bremerhavener Tafel angefragt. Eva Maria Wagner, stellvertretende Leiterin der Brhv. Tafel, hat mit den Studenten einen Termin vereinbart und einen Wagen geschickt. Von privat erhalten sie manchmal Spenden. Wenn z.B. die Apfelernte einen Überschuss gebracht hat, ein Verein richtet Mal eine Tombola aus oder jemand kommt mit einem Karton Nudeln vorbei.
Dann ist es soweit. Der Lieferwagen biegt auf den Platz ein, die Kisten werden verladen, noch ein schnelles Erinnerungsfoto, und alle gehen heim. Das Beet hat noch viel zu bieten. Und im September ist dann die letzte Ernte. Vielleicht wird es ja ein spontanes Erntefest?!