Bremerhaven Das schwierige an der Tragikkomödie ist der Ernst. Die großen Themen der Menschen sind immer noch Liebe und vor allem die enttäuschte Liebe. Als Betroffener kann man nur schwer damit umgehen. Manche nehmen sich sogar das Leben oder nehmen ihrem Expartner das Leben, wie es erst jüngst im nördlichen Landkreis geschah. Wenn solche Dinge im Theater angesprochen werden dann ist das nicht zur Belustigung. Andererseits ist das Theater auch kein öffentliches Therapiezentrum für Hobbypsychologie. Vielmehr bietet uns die Bühne die Gelegenheit ergreifende Situationen aus dem Leben mit einer Distanz anzuschauen, um unser eigenes Schicksal leichter zu ertragen. Man könnte auch sagen, Theater ist die qualifizierte Form der Kommunikation über Dinge zu reflektieren die auf rationaler Ebene zu keinem befriedigendem Ergebnis führen würden.
Dayen Tuskan als Eva Liebchen |
Ein überzeugendes Beispiel für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Komik und Tragik gibt es derzeit im kleinsten Zimmertheater Bremerhavens zu sehen. Mit „Haie küsst man nicht“ von Stefanie Stroebele spielt dort Dayen Tuskan die Eva Liebchen. Liebchen hat sich während ihrer Geburtstagsparty in den Kindergarten, ihrem Arbeitsplatz, geflüchtet. Sie hatte beobachten müssen wie ihr Freund Martin mit ihrer besten Freundin heimlich knutschte. Dabei hoffte sie heute auf einen Heiratsantrag von ihm. In Tränen aufgelöst schmiedet sie nun Pläne von Mord und Selbstmord, welche sie auch mehr oder weniger in die Tat setzt. Und hier darf man Dayen Tuskan Anerkennung aussprechen wie sie die Balance, zwischen Tragik die zu echtem mitfühlen führt und der darin liegenden Komik die uns darüber hinweg hilft, hält.
Dann geht es Schlag auf Schlag. Eva Liebchen erinnert sich im Angesicht des „Todes“ an die Zeit mit Martin wie sie ein Paar wurden. Mit Rückblenden, wechselnden Rollen und Orten fliegen wir mit Eva durch die Stationen ihrer Liebesgeschichte und allen dazu gehörigen Kapriolen. Roberto Widmer, der schon auf 20 Jahre Regieerfahrung blickt, hat hier einmal mehr gezeigt wie man alle Register im Theater ziehen kann. Sein Ideenreichtum verbunden mit der Spielfreude und Wandlungsfähigkeit von Dayen Tuskan reißt jeden mit. Die beiden haben gezeigt wie man aus einem ehr dürftigen Text einen begeisternden Theaterabend machen kann. Am überraschendem Ende gab es dann auch viel verdienten Applaus. Es bleibt nur zu hoffen das es noch häufig gespielt wird. Die nächsten Aufführungen von „Haie küsst man nicht“ sind am 11. Sept. so wie am 16., 21. und 23. Oktober. Karten mit Kombiticket für den Bus gibt es unter 0471-4838 777 oder per eMail info@haventheater.de
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