In seinem Buch „Menschenkenntnis“ schreibt Alfred Adler auf S. 26. der Fischer TB Ausgabe über den Nutzen der Verständigung. Er sagt, wir Menschen würden uns besser vertragen und zusammenrücken wenn wir uns besser verstehen könnten. „Denn dann wäre es uns unmöglich einander zu täuschen“.
Das halte ich für einen bemerkenswerten Gedanken. Einander zu täuschen ist die alltägliche Umgangsform in Werbung, Politik und Wirtschaft. Und noch dazu gibt es eine sich ausbreitende Vereinzelung der Menschen. Die „Ich-Kultur“ wird salonfähig. Und mit der Ver-single-ung der Gesellschaft stellen wir alle fest, dass wir uns vor Lug und Trug kaum noch zu wehren wissen. Ist man tatsächlich hilflos? Oder ist es möglich sich sein Gegenüber einmal genauer anzuschauen und einzuschätzen. Dabei möchte ich hier nicht eine Lanze für neues Misstrauen brechen. Jeder hat die Verantwortung für sich und sein handeln. Diese Verantwortung anzunehmen bedeutet auch sich nicht auf Recht und Ordnung zu verlassen. Das bedeutet aufmerksam zu schauen und mit unvoreingenommener Empathie auf seine Mitmenschen zu zugehen. Dieser kulturelle Umgang wird nicht erzogen und auch an den Schulen nicht gelehrt. Statt dessen versinken wir in Hilflosigkeit weil wir unsere Eigenverantwortung an den Staat abgegeben haben.
Bemerkenswert das Alfred Adler vor über 80 Jahren schon zu der Erkenntnis kam das man ehrlicher miteinander umgeht wenn man zusammenrückt. Wenn die Wirtschaftsvertreter mit den Spitzenpolitikern an einem Tisch sitzen und mit einem Auguren-Lächeln die Laufzeitverlängerung für AKW´s beschließen, zeugt das nicht gerade von einer hoch entwickelten Form der Verständigung zwischen Regierenden und Volk. Adler hatte mit zusammenrücken sicherlich etwas anderes gemeint.
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